Harrie van Helmond
In der Sommerausgabe 2010 der Zeitschrift AWM (Architecten Web Magazine) können Sie ein Interview mit dem Gründer der chinesischen Agentur MAD, Ma Yansong, lesen.
Die Vision seines Büros ist, dass die Natur in die Architektur integriert werden muss, da in der chinesischen Architektur in der Vergangenheit eine starke Verbindung zur Natur bestand. Er sieht die Natur nicht unbedingt als nachhaltig oder ökologisch, sondern als eine Haltung, die sich mit der Natur verbindet. Der Mensch ist genauso Teil der Natur wie das Leben im Grünen: „Alles ist miteinander verbunden.“
Zum Beispiel, so argumentiert Yansong, sei Peking, das im Wesentlichen mit Hilfe künstlich angelegter Flüsse und Hügel gebaut wurde, ein natürliches System mit explizit beabsichtigter kultureller Bedeutung. Beim Bauen mit hoher Dichte hat diese Verbindung zur Natur als eine der Grundlagen für die emotionalen Qualitäten der Stadt an Bedeutung gewonnen.
Beispielsweise wandelte er den Tienanmenplein für einen Wettbewerb (Peking 2050) von einem leeren Ort in ein grünes politisches Zentrum um. Dies scheint mir ein echter politischer Akt zu sein und eine willkommene biotopische Ergänzung der verschmutzten chinesischen Hauptstadt.
Ma Yansong ist kein grüner Architekt, seine Entwürfe zeichnen sich auch durch andere Erkundungen aus. Aber sein Argument, dass Architekten sich viel mehr auf das konzentrieren sollten, was die Nutzer wollen, anstatt die kurzfristigen Wünsche der Behörden zu erfüllen, ist ermutigend. Er selbst relativiert seine Bemühungen im letzten Satz des Interviews: Man muss immer wieder Vorschläge machen, das chinesische System ist stark.
Insbesondere seine Interpretation des emotionalen Aspekts der Integration der Natur in die gebaute Umwelt wird in Europa nur implizit erwähnt und ist in der chinesischen Kultur offenbar sensibler dafür.
Wenn wir uns die (nicht realisierten) Projekte auf dem Gelände der Agentur ansehen, ist es eine merkwürdige Entfremdung einer expressiven, fließenden Formensprache und (manchmal) eines lebendigen Grüns, die eher zu einer ikonischen Architektur einer krisenfreien Welt gehört als zu einer Einstellung zum schonenden Umgang mit Rohstoffen.
Insbesondere das von MAD im Jahr 2008 durchgeführte Experiment, ein neues Zentrum für die chinesische Stadt Huaxi inmitten der Natur zu entwerfen, löste im Internet einen Sturm empörter Reaktionen aus. Die Kritik konzentrierte sich auf die Nichtintegration der Teilentwürfe und die Zerstörung der Landschaft durch die bombastische Architektur.
Der Entwurf eines riesigen Wolkenkratzers in der Stadt Chongqing (2009) verdeutlicht den Wunsch, Grün und Stadt zu mischen, ist aber im Detail kindisch naiv. Wie grün in diesen Höhen zwischen den verschobenen Stockwerken sein soll, bleibt unbeantwortet. Die Idee erinnert an die realisierten brasilianischen Wolkenkratzer mit gestapelten Villen mit Gärten und Swimmingpools, aber die alten Bäume zwischen den Etagen des Chongqing-Turms wirken eher wie ein Manifest als wie ein baubares Modell. Wir müssen auf echte Aufgaben warten, um das Realitätsniveau zu testen.