GARTENPARADIES POTSDAM NUTHESIEDLUNG

Dicht und grün: eine Siedlung im Sozialen Wohnungsbau voller Poesie…

Redaktionelle Vorbemerkung: Das Projekt Nuthestrasse in Potsdam ist in jeder Hinsicht aussergewöhnlich: es ist eine Wohnsiedlung von betörender Schöhnheit und es widerlegt ein landläufiges Vorurteil: nämlich dass eine hohe Dichte nicht gleichzeitig eine durchgrünte Siedlung erlaube – und dies schon gar nicht möglich sein unter den Bedingungen des Sozialen Wohnungsbaus. Zudem ist diese verwunschene grüne Insel entstanden auf einem fast unmöglichen Zipfel Terrain, lang, schmal und eingeklemmt zwischen einer Autobahn und einer Plattenbausiedlung. Aber die Lösung, die die Architekten gefunden haben, ist so raffiniert und intelligent, dass sie den Besucher und auch die Bewohner vergessen lässt, in welcher äußeren Lage sie sich befinden: es ist still, grün, vielfältig gestaltet – man ist bezaubert. Und niemand will glauben, dass dieses Paradies Sozialwohnungen sind. Aber damit nicht genug: die Siedlung greift bewusst die reiche Gartentradition Potsdams auf und trägt zur Weiterführung einer großartigen Vision bei, die vor mehr als 200 Jahren die Region verwandelt hat von einer Sandwüste in einen Garten Edens, eine der berühmtesten Landschaftsgärten Europas. Alles Anlass, diesen ausführlichen Artikel der beiden Architekten eingehend zu lesen. 

Inzwischen aber ist diese ausserwöhnliche Siedlung bedroht: Die Wohnungsbaugesellschaft erwägt einen Teilabriss – gerade den, mittels dessen über die offenen Garagen hinweg die Terrassenlandschaft entwickelt ist. Dies aus wirtschaftlichen Gründen, um statt dessen hier mehr Wohnungen unterzubringen. Die Bewohner setzen sich zur Wehr. Sie werden unterstützt durch eine Petition mit zahlreichen Unterschriften, auch aus dem Ausland, sowie durch eine Erklärung des Bundes Deutscher Architekten. Diese letztere haben wir gesondert veröffentlicht unter ‚NEUIGKEITEN‚. Dort auch können Sie sich melden, falls Sie den Protest unterstützen wollen.

Der Text von Hinrich Baller mit seiner historischn Einbettung der Entwurfsentscheidungen – sehr interessant – stellt gleichzeitig einige Anforderungen und verlangt einen geduldigen Leser. Wir haben daher zwecks eines schnellen visuallen Eindrucks der Anlage einen Photo-stream unter GALERIE eingefügt..

Inhalt:

1. Potsdam Centrum Ost

Die Freundschaftsinsel inmitten der Havel liegt unmittelbar gegenüber dem Potsdamer Stadtschloß und seinem berühmten Ensemble. Von hier aus zieht sich seit 200 Jahren flußaufwärts ein grünes Ufer bis in die sehr viel ältere Stadt Spandau. Die begleitenden Sanddünen und märkischen Kiefernrücken sind seither zu einem der größten künstlichen Ufer Biotope, zu einer einzigen Parklandschaft mit gewaltigen Laubbäumen verwandelt.

Glienicke, Pfaueninsel, Grunewald und Schildhorn sind aus keinem Reiseführer Berlins noch wegzudenken, ein romantisches, preußisches Arkadien, das die Charakterisierung als des ‚deutschen Reiches Streusandbüchse“ ( Bismarck) vergessen läßt. Und doch ist gerade dieses Werk aus kleinen Einzelbausteinen gefügt, initiiert seit 1816 vom königlichen Gartendirektor Peter Joseph Lenné.

Verschönerungsplan, Lenné Plan von 1833

Zu einem mißglückten Befreiungsversucht der DDR Regierung gegenüber der erdrückenden Last preußischer Gegenwart geriet die Beseitigung des Schloßensembles und großer Teile des innerstädtischen Stadt-Grundrisses nach Kriegszerstörung und der Neubau der Plattensiedlung Zentrum Ost auf der gegenüberliegenden Havelseite genau im Flußdelta der Nuthe. Hier hatte diese seit Jahrtausenden ihr Überschwemmungs-gebiet. Schloßpark Babelsberg und die Inselstadt Potsdam orientierten ihre Blickachsen auf dieses Naturereignis. Bodenaustausch und Bodenverdichtung schufen ein Plateau mit Hochhäusern bis zu 14 Geschossen.

Eine Schlafstadt für 9.000 Menschen mit Autobahnanschluß und zu Fuß 10 Min vom Stadtzentrum. Der previligierten Lage folgte eine DDR Elite, für die zwischen Autobahnzubringer und Häusern ein 100 m breiter Streifen für Pkw-Stellplätze und Behelfsgaragen bereit stand. Dies war das neue Gegenüber des einmaligen Gartendenkmals Babelsberger Park, dessen Entstehung wir den beiden größten Gartenpoeten der Zeit verdanken: Hermann Graf und später Fürst Pückler, Muskau und dem preußischen Gartendirektor Peter Joseph Lenné.
Die Betroffenheit der Verantwortlichen in der Stadt und der Stiftung Schlösser und Gärten nach dem Ende der DDR führte zur städtebaulichen Entwicklung zwischen Potsdam und Babelsberg durch den eigens dafür gegründeten Sanierungsträger Potsdam, nach dem Vorbild der behutsamen Stadterneuerung der IBA von Hardt Walter Hämer, dessen langjähriger Vize und sehr viel später auch sein Nachfolger Cornelius van Geisten mit viel Elan und noch viel mehr Hoffnung nach Potsdam ging.

Das utopisch anmutende Abtragen der Hochhäuser zumindest bis zur Hochhausgrenze – von den Verantwortlichen des Weltkulturerbes und der Gartendenkmalpflege immer wieder gefordert – erscheint heute rückwirkend geradezu geboten, weil keines der Hochhäuser den notwendigen Sicherheitsstandard hatte und so Sanierungskosten in der Höhe von Neubaukosten angefallen sind. Aber Veränderungsgedanken in dieser Richtung scheiterten letztlich an der sehr vitalen Bevölkerung, die ihr ‚DDR Paradies‘ zu verteidigen wußte. Die neu erreichte Freiheit ließ bei vielen Projekten das Kulturbewußtsein so nach hinten rücken, daß die Entlassung der Stadt aus dem Status ‚Weltkulturerbe‘ unmittelbar bevorstand.

( Plan Freundschaftsinsel Nowawes)
In diese komplexe Gemengelage von Stadtvorstellungen hinein wurden wir vom neuen Sanierungsträger über mehrere Stufen beauftragt. Unsere Entwicklungsgedanken, das verdrängte Wasser der Nutheniederung in den Hofräumen der Hochhäuser zum neuen städtebaulichen Begleitthema von Babelsberg bis zur Freundschaftsinsel herauszuarbeiten und durch Grünraum und Teiche die verlorene Niederung in das Bewußsein zurückzurufen als romantisches Element für die Lebendigkeit des Wohnumfeldes, stieß nur teilweise bei den Betroffenen und Verantwortlichen auf Faszination und entsprechende Unterstützung.
Im Nutheverlauf ungeordnete Kleinstbootswerften sollten in ein Hafenbecken inmitten der ‚Wohnscheiben‘ umziehen und der heruntergekommene zentrale Einkaufsladen einem mehrschichtigen Komplex mit Einkauf gewerblichen Betrieben, Service-Einrichtungen weichen, ähnlich einem realisierten Projekt von uns an der Landsberger Allee in Berlin Lichtenberg bei dem es die gleichen Grundabmessungen gibt, weil die Plattensiedlung die gleichen Gebäude-Abstände hat.

Entlang des Babelsberger Parkes führt seit jeher die Mühlenstraße. Unserer Vorstellung nach sollte sie unter der Schnellstraße als Spazier- und Fahrradweg über das Herz des neuen Zentrum Ost mit Hafen und Einkauf mit Brücken über Nuthe und Havel durch die Parklandschaft zum Hauptbahnhof und der historischen Mitte geführt werden, während die Nuthe auf ganze Länge renaturiert und ebenfalls von Spazierwegen und Grünanlagen begleitet sein sollte. Potsdams Gartenkultur sollte zwischen den Häuserblöcken einsickern und so auf der Haupterlebnisebene dem ökologischen Ausgleich dienen und das vorhandene bodenverdichtete Plateau überspielen.

Für das anschließende Babelsberg enthält unser Plan Stadtergänzungen, Gewerbehöfe und Wohnhäuser – Einzelbausteine, die teilweise inzwischen fertiggestellt sind. Die Umbauung des aufgelassenen Gasometers blieb aber bis heute Idee, – eine Stadtlandschaft zwischen Nowawes und Zentrum Ost, die Urbanität nicht aus steinerner Verdichtung sondern aus Erlebnisdichte im verbindenen Garten wahrnehmen läßt. Realisiert wurden auch 500 m der langen Häuserkette mit Hofgärten von ursprünglich 1000 m, um die Autobahn beidseitig abzuschirmen für Ruhe im Quartier, und gegenüber der Schnellstraße mit einer Schallschutzabsorbtionsfassade, die annähernd keine Reflektion hat, also auch nicht in den Park hinein Schallemissionen der Autobahn abstrahlt.

Spaziert man heute an der ‚Nutheschlange‘ entlang, schaut auf 4.000 qm Teich mit Fischen und Fontainen und auf die Stege der Anglerhäuser so vergißt man nicht nur, daß die Autobahn nur 25 m entfernt ist, man sieht die Hochhäuser vor dem gärtnerischen Vordergrund sich im Wasser spiegeln, die Fontainen der Wasseraufbereitung plätschern – im Grunde sind alle Bausteine für das Siedlungsgebiet sichtbar. Zöge sich das Ambiente in gleicher Qualität durch die ganze Plattensiedlung wäre ein neuer Raum entstanden und ein neuer Umgang mit dem rohen Zeilenbau der bei seiner Entstehung in den 20 iger Jahren immerhin vom Garten umgeben gedacht war.

Romantisches Gedankengut könnte die angebliche Wirtschaftlichkeits-realität relativieren. Aber nicht an den Kosten wurde die Entwicklung gebremst, denn im Zentrum Ost ist sichtbar sehr viel Geld ausgegeben worden, aber eben dafür, daß alles so bleibt – nur in modisch farbigem Gewand, aber die Neubauten durften dem neuen Stadtraumkonzept folgen.

Die großen geplanten Grünraumzusammenhänge werden auf ihre Interpretation noch warten müssen, das tun sie schon 200 Jahre, aber Biotope City braucht Bewußtseinsentwicklung und Anschauungs-modelle für den ökologischen Ausgleich in der Stadt. Ein solches Modell zeigt die ‚Insel Potsdam schon 200 Jahre, es dokumentiert, daß aus Sandhügeln Grünraum entstehen kann und im vorliegenden Teilprojekt, daß Verkehrsgrün und Stellplätze an der Autobahn Stadtraum werden als Vision des geistigen Konzeptes der „Verschönerung“ , wie es damals hieß, 1830.
Vom Erhabenen über das harmonisch und inhaltlich Ausgeglichene das praktikable, bezahlbare, eben allumfassend Schöne kann die Stadtlandschaft verstanden werden, jenes Schöne, das wir sehr viel bescheidener als Kant und Goethe ökologischen Ausgleich nennen oder auch nur Nachhaltigkeit. (siehe Kant erschienen 1764: Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen und Kritik der Urteilskraft)
Zentrum Ost sollte nach unserer Vorstellung Gedanken des unmittelbar benachbarten preußischen Arkadiens in die aktuelle Siedlungs-Wirklichkeit transferieren, um über eine geistige Verwandtschaft die unüberbrückbare Autobahn-Schneise zu überwinden.

 

2.  Im Licht zweier Gartenpoeten

2.1. Hermann Fürst Pückler

Pücklers schwarzer See in Babelsberg dunkel umgeben von hohen Bäumen, der große See und seine komponierten Bezüge auf jede Ebene des beherrschenden Flatowturmes spielen immer mit dem Kontrast zur Helligkeit in der feuchten Nutheniederung gegen Süden und der Havel mit den Blickachsen auf ferne Hügel und die Potsdamsilhouette. Es sind Elemente einer Dramaturgie, die schon sein Werk in Muskau und später in Branitz in der Wegeführung den Ausblicken und Bezügen zu den Bauwerken besonders heraushebt – als geistiges Konzept, Umwelt bedeutungsvoll zu machen. Nicht Blütenpracht und Repräsentation sondern tiefere Bedeutung der Orte formen die Bildwege, einem Film vergleichbar im 20 sec. Takt. Enge Begrenzung der artifiziellen Gestaltung steht natürlich erscheinendem Landschaftsraum gegenüber. 1834 wurde mit Schloß Babelsberg begonnen, dem Jahr der Herausgabe von Pücklers ?Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ (Stuttgart 1834) ein Zitat zur Gestaltung der Wege:

„Denn was nützt mir am Ende ein Park, der mir nur ewig dasselbe Bild von wenigen Punkten aus darbietet, und wo mich nirgends, sozusagen eine unsichtbare Hand, auf die schönsten Stellen hinführt, mich das Ganze kennen und verstehen lehrt, ohne mir die Möglichkeit zu rauben, dies auch behaglich und mit Bequemlichkeit tun zu können. Dies aber ist der Zweck der Wege, ……………. Wege sind die stummen Führer des Spazierengehenden und müssen selbst dazu dienen, ihn ohne Zwang jeden Genuß auffinden zu lassen, den die Gegend bieten kann.“

Wege, nicht ‚Erschließung‘ können auch unsere Siedlung öffnen – nicht voreinander einsichtig sondern für Überraschung und Orientierung sollten Wege zugleich als Hauptelement des organischen Zusammenhaltens wirken – als ?stumme Führer“ im weitesten Sinne. Pückler schreibt im gleichen Werk

„Manche Ultra-Liberalen werden vielleich über einen solchen Gedanken (der Park als sinniges Bild des Lebens ……….) lächeln, aber jede Form menschlicher Ausbildung ist ehrenwert, und eben weil die hier in Rede stehende sich vielleicht ihrem Ende naht, fängt sie wieder an, ein allgemeines, poetisches und romantisches Interesse zu gewinnen, daß man bis jetzt Fabriken, Maschinen und selbst Constitutionen noch schwer abgewinnen kann -„

Unsere Hinwendung fast 200 Jahre später auf ökologische Zusammenhänge und organische Ursprünge könnte Zeichen dafür sein, daß gerade diese von Zerstörung gefährdet sind in einer zunehmend virtuellen Welt – so wie damals Maschinen und Fabriken in das Bewußtsein eingebrochen sind.

Rousseau, Jean-Jacques: Œuvres complète Bd. 1,S.162.:
“ Nie habe ich soviel gedacht, gelebt bin nie sozusagen ganz Ich gewesen wie auf den Reisen, die ich allein zu Fuß gemacht habe. Das Gehen hat etwas, das meine Gedanken anregt und belebt, ich kann, wenn ich an einem Ort bleibe, beinahe nicht denken. Der Anblick einer Landschaft, die Folge reizvoller Bilder, die freie Luft, das Gefühl von Gesundheit, das ich beim Gehen bekomme, die Freiheit von allem, was mich Abhängigkeit fühlen läßt, das alles gibt mir größere Kühnheit der Gedanken, wirft mich sozusagen in die Unermeßlichkeit der Dinge, um sie mir ohne Zwang und Furcht nach Belieben anzueignen. Ich verfüge als Herr über die ganze Natur.“

Jean-Jacques Rousseau kannte den Park in Wörlitz des Fürsten Leopold Friedrich Franz von Anhalt Dessau, der seit 1771 als erster Landschaftspark in Deutschland Aufsehen erregte und Bewunderung von Goethe und Wilhelm von Humboldt nicht zuletzt, weil mit ihm pädagogische und freiheitliche Ziele einhergingen für eine Weltordnung im Sinne Rousseau’s. 70 Jahre später sagt Friedrich Wilhelm IV 1840 kurz nach seiner Amtsübernahme zu seinem Gartendirektor Lenné.

“ Der Herzog von Dessau, ….. hat aus seinem Land einen ….. Garten gemacht ….. Dazu ist mein Land zu groß. Aber aus der Umgebung von Berlin und Potsdam könnte ich nach und nach einen Garten machen; ich kann vielleicht noch zwanzig Jahre leben, in einem solchen Zeitraum kann man schon etwas vor sich bringen. Entwerfen Sie mir einen Plan!“

Zwischen beiden Daten lag ein beschwerlicher Weg für das neue Gartenbewußtsein.

Der Vater Friedrich Wilhelm III wird eher amusisch und sparsam bis knauserig geschildert, aber nicht zuletzt dank seiner berühmten Königin Luise wurde er zum Gründer der Universität Berlin und Bonn und hat mit seinen Baumeistern Schinkel und Langhans ein gewaltiges Bauvolumen bewirkt und entsprechende Freiheiten ermöglicht für die Baukunst dieser Epoche, die Havelufer und Teile von Potsdam.

 

2.2. Gartendirektor Peter Joseph Lenné

Dazu gehört auch der Gartenpoet Peter Joseph Lenné, der 1816 mit 27 Jahren in das königliche Gartendepartement berufen wurde zunächst als Gehilfe, schon 1824 als Gartendirektor. Vermittelt wurde er vom Oberlandforstmeister des Königs, Georg Ludwig Hartwig, einem hervorragenden süddeutschen Forstfachmann, der anläßlich einer Inspektionsreise durch die seit dem Wiener Kongress neu zu Preußen gehörende Rheinprovinz, den Brühler Hofgärtner Weyhe und dessen Schwager, den Koblenzer Gartendirektor Lenné kennenlernte und auf dessen hochbegabten Sohn Peter Joseph Lenné aufmerksam wurde. Der junge Lenné hatte über seinen Vater eine Hofgärtnerlehre in Brühl und ein Studium in Paris hinter sich bei dem Botaniker André Thouin ( Mitglied der Akadémie des Sciences) und dessen Bruder Gabriel, erfolgreicher Gartenarchitekt in der neuen Richtung Jardins romantique, d.h. Englische Schule. Im Anschluß war er in Wien beim Hofgärtner Joseph Boos in Schönbrunn, der ihn für die Planung Schloß Laxenburg empfahl. Sein berühmter Plan war fast 2 x 3 m – eine Vorbereitung auf Sanssouci. Er erhielt den Titel kaiserlicher Garteningenieur.

Eine kurze Zwischentätigkeit vorher bei Sckell in München beim Englischen Garten wird angenommen, sodaß der junge Lenné in allen europäischen Gartenkünsten und in französischer Botanik perfekt vorbereitet seine Tätigkeit  in Sanssouci und auf der Pfaueninsel, im Neuen Garten, Glienicke und eben Babelsberg aufnehmen konnte.

König Friedrich Wilhelm III hatte auf der Pfaueninsel sein Lieblingsprojekt mit 850 Tieren und erlesenen Pflanzen, später einem großen Gewächshaus mit Palmen, nur die Ordnung fehlte. Dies war umso mißlicher, als nach dem Wunsch des Königs der Park nicht nur der königlichen Familie, sondern gleichzeitig auch als Volkspark dienen sollte. Lenné konnte alle seine Fähigkeiten ausbreiten und seine französische Gartenwissenschaft, sogar seine Verbindung bis Paris zur Pflanzenbeschaffung. 1828 erzählt Theodor Fontane in seinen ‚Wanderungen, „…..ward auch eine reizende, alle Tierarten umfassende Menagerie erworben. Sie wurde hier wie von selbst zu einem zoologischen Garten, da Lenné, feinen Sinnes und verständnisvoll, von Anfang an bemüht gewesen war, den einzelnen Käfigen und Tiergruppen immer die passendste landschaftliche Umgebung zu geben“, und an anderer Stelle: „Ein rätselvolles Eiland, eine Oase, ein Blumenteppich inmitten der Mark.“

Selbst eine 250 Jahre alte Chamaerops humilis – eine Hanfpalme – gehört zu den 42 Palmen im grandiosen Palmenhaus, hier konnte der Botaniker Lenné schwelgen. Das gegenüberliegende teilweise steile sandige Havelufer verwandelte sich Stück um Stück in eine Parklandschaft mit Gebäudeakzenten. Das russische Blockhaus Nikolskoe, genannt nach dem Schwiegersohn des Königs und späteren Zaren, Stüler’s Kirche Peter und Paul, Schloß Glienicke, Kleinglienicke und schließlich der Babelsberg sollten die Bausteine werden, die heute wieder erstrahlen. In Sanssouci konnte der König für seinen architektonisch künstlerisch begabten Kronprinzen Friedrich Wilhelm Charlottenhof erwerben. Schinkel, Lenné und Friedrich Wilhelm schufen hier das Ideenmodell des preußischen Arkadiens Siam, das Land der Freien.

Durch seinen Erzieher Delbrück war der Kronprinz in die Gedankenwelt von Rousseau eingeführt. Königin Luise, seine viel zu früh verstorbene Mutter und natürlich, vieles aus der Literatur der Zeit werden vom hochsensiblen 1840 zum König Friedrich Wilhlelm IV gekrönten in das Projekt eingebracht und von Lenné und Schinkel immer wieder verändert und künstlerisch überhöht und schließlich in die Form geführt, die wir heute bewundern. Bauleitung hatte kein geringerer als Persius inne. Dies war eine einmalige Zukunfts-Werkstatt. Ohne sie wären die großen Ideen Tiergarten in Berlin und die Schmuck- und Grünzüge von Berlin und nächster Umgebung (bereits 1849) die Kreuzberger Stadtplanung vom Luiesenstädtischen Kanal und vieles andere nicht denkbar. Zeitlebens haben der König, sein Architekt und sein Gartendirektor eine Sprache gefunden, die hier im ‚Siam‘ wie der König sein Refugium Charlottenhof ausschließlich nannte begründet wurde.

Der Kronprinz hatte sein Siam, Prinz Karl Kleinglienicke und anläßlich eines Geburtstagsfestes des alten Monarchen am 3. August 1828 im Hause seines Sohnes Prinz Karl in Kleinglienicke bei dem auch Lenné anwesend war, was seit Königin Luise grundsätzlich für Bürgerliche auch im engsten Familienkreis möglich war, schaute man gemeinsam aus dem Fenster auf das Nachbargrunstück, den Babelsberg und es entstand sicher nicht zufällig der Gedanke den König zu gewinnen für seinen 2. Sohn Prinz Wilhelm den Babelsberg zu erwerben, zumal dieser vor der Eheschließung stand.

Im Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler in der Provinz Brandenburg von 1885 lesen wir:

„Der Prinz äußerte anfänglich seine Bedenken gegen diese sandigen Bergabhänge, entschloß sich aber, als er nach einigen Tagen mit Lenné den Babelsberg umritten hatte, von der schönen Aussicht begeistert, zum Ankauf dieses Berges und beauftragte schon im folgenden Jahre – wie wir hinzufügen möchten: wen anders als – Schinkel mit der Herstellung eines Plans zu einem Schlosse im englisch-gotischen Stil.“

Die Bedenken des Prinzen sollten sich als nicht unbegründet erweisen. Zunächst mußte der Park begonnen werden, ohne daß Bauherrr und Architekt sich einig waren. Schließlich konnte Schinkel beginnen aber die Bauherrin Augusta verlangte Änderungen über Änderungen. Am Ende warf Schinkel das Handtuch und nur noch Persius war mit veränderter Planung mit dem Schloß befaßt und nach 10 Jahren Arbeit am Park stellt sich in Trockenperioden an den Sandhängen katastrophaler Schaden ein, für eine Bewässerungsanlage fehlte Geld und der Zuschnitt der Haupt-pflanzflächen um das Schloß erweist sich als zu groß für die Pflege. Schon in einem erhaltenen Brief des Prinzen Wilhelm an seine Augusta kurz nach Beginn der Arbeit vom 14. November 1833 schrieb er: „doch scheint nun Lenné zuviel Bosquets auf dem Bottom green anlegen zu wollen“.

Der Gartendirektor durchaus auf preußische Sparsamkeit eingestellt hatte den Prinzen oder genauer dessen Frau Prinzessin Augusta in seiner Planung viel zu repräsentativ eingeschätzt und übersehen, daß sein Gartendepartement gelegentliche Bewässerungsprobleme leichter lösen konnte als der private Landherr. Jedenfalls wandte man sich an Fürst Pückler, der im Nachbargrundstück bei Prinz Karl schon ausgeholfen hatte, denn dessen Eigentumsvorgänger der Kanzler Hardenberg war schließlich Schwiegervater von Pückler. Von Pückler ist ‚Promemoria‘ mit Datum 06.03.1842 erhalten, die eine vernichtende Kritik an der Parkarbeit der letzten 10 Jahre in Babelsberg beinhalten, offensichtlich nach einem ausführlichen Besuch vor Ort und Gesprächen mit den Bauherren verfaßt :

„Das Prinzip, welches in der Hauptanortnung der dortigen Anlagen bisher befolgt worden ist, finde ich der Lokalität nicht angemessen. Man hat die ganze Besitzung wie einen großen Pleasureground behandelt, was in dieser Ausdehnung, selbst bei dem besten Boden und der üppigsten Fruchtbarkeit, mir schon nicht passend scheinen würde, weil es eine viel zu große Monotonie hervorbringt.“

„Die Veränderung, welche ich am Schloßbau für wünschenswert erachte (da bei einer landschaftlichen Anlage Architekt und Gärtner stets Hand in Hand gehen müssen), sowie die Nothwendigkeit der Beseitigung des unförmigen Kiesplatzes, der so ungrazieus immediat vor den Gemächern Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin liegt … und … von Ew. Königlichen Hoheit jedesmal überschritten werden müßte um in den Blumengarten zu gelangen – habe ich Höchstdenselben bereits vorgetragen und ihre gnädige Zustimmung dazu erhalten, indem ich daher nur von dem Grundsatz … ausging, daß das erste Bedürfnis bei einer Wohnung Bequemlichkeit und was die Engländer >privacy<, nennen … sey, hier aber auch Schmuck und Eleganz unendlich dadurch gewinnen müssen, wenn dies Projekt nach der von mir angedeuteten, vom Herrn Baurath Persius aber sogleich mit künstlerischer Genialität erfaßten und demnach entworfenen, Skizze ausgeführt wird.“

Zwei weitere Zitate aus der „Unterthänigsten Promemoria“:

„Ebenso scheinen EW. Königliche Hohet damit einverstanden, daß man die Idee, das Ganze wie einen Pleasureground zu behandeln, als dem Local ganz unangemessen, abgegangen werde, im Gegentheil das Gros der Anlage nur als einen natürlliche ‚forestscenerie‘ sich darstellen solle, mit abwechselnden Effecten und möglichst üppigen Baumwuchs, wozu das beste Mittel sein würde, jetzt vorläufig den größten Teil des Terrains dicht zuzuzpflanzen, wodurch der Boden in wenigen Jahren am sichersten verbessert wird (besonders wenn man das Laub nicht herausharkt) so daß man nachher in späterer Zeit mit Leichtigkeit und in wenigen Wochen durch bloßes Wegnehmen, Abhauen oder Aufputzen der unterdeß erwachsenen Bäume die verschiedensten Bilder hervorbringen kann …“
– „Blumengärten und Pleasureground sollten nach diesem Plane auf einen nur kleineren Raum beschränkt, dafür aber desto reicher geschmückt und in unmittelbarer Verbindung mit den Wohnzimmern, gleich sorgfältig mit diesen gehalten, und täglich aufgeräumt und gereinigt, gleichsam nur eine Fortsetzung derselben unter freiem Himmerl bilden …“-

Lenné’s südländisches Arkadien der Pfaueninsel und noch mehr im neuen Garten, Charlottenhof und Sanssouci geriet am rauhen Babelsberg an seine Grenzen, auch wenn die Biographen dem eleganten Fürsten und Casanova gegenüber Augusta seinen großen Einfluß zuschreiben. Pückler hatte zu diesem Zeitpunkt Muskau fast vollendet und stand auf der Höhe seines  Erfolges. Er entwickelte sein Raumkonzept natürlich auf der Basis Lenné’s, das er vorfand, aber es entstand ein nordisches fast schwermütiges Raumkunstwerk, auf das Wesentliche reduziert, außerordentlich Komplex in der Gedankenvielfalt – ein Spätwerk. Eine Poesie ganz anderer Klangfarbe, als sie die Pfaueninsel von Lenné austrahlt, zwei Poeten an deren Licht keiner vorbeikommt, der in diesem Raum sich anschickt zu bauen.

Schaut man von der Pfaueninsel über Glienicke und Babelsberg bis nach Potsdam zur Freundschaftsinsel und versucht die Klangscenerie in die Form der spätklassischen Synphonie zu übertragen, so kommt Lené mit Pfaueninsel und Glienicke der Hauptsatz zu mit Haupt- und Seitenthema mit Durchführung und Reprise, dem Babelsberger Park der schwermütige Mittelsatz mit eingestreuten Lichtpunkten. Wir haben uns bemüht in diesem Klangensemble unter Einbeziehung der Autobahn das Scerzo zu finden, wie wir es im folgenden darstellen möchten und das Finale zum Schloß und der Freundschaftsinsel bleibt unvollendet.

 

3.  Raumkonzept und Wohnungen

3.1 Zwischen Nutheschnellstraße und Centrum Ost

Schaut man vom Terrassenhaus im 4. Obergeschoß zum Flatowturm hinüber über Pückler’s Babelsberger Park und die Havel und gleichzeitig in das Siedlungsgebiet zwischen Plattenbauten und der lärmenden Nutheschnellstraße so erscheint die neue Siedlung wie ein nach innen gekehrtes Gartenterrassen-Gebäude mit dem großen Teich in der Mitte und 25 „Anglerhäuschen“ an dessen Ufern. Ein kleiner Maßstab gegen-über den Platten vom Centrum Ost, ein Garten mit Insel und Brücke zu Füßen der Hochhäuser aber auch ein Garten gegenüber dem berühmten Park. Die Einfriedung bildet die 400 m lange Schallabsorbtionswand der neuen Häuser entlang der Schnellstraße gegliedert von den Glaskörpern der Treppen und den bis zu 8 m breiten gestaffelten Fenstern zwischen den Terrassengärten der Wohnungen und dem Park für den Blick über das Straßengetöse hinweg.

Von den Häusern der Plattensiedlung her liegt der Teich im Vordergrund, an den Ufern die kleinen Häuser und zur Schnellstraße auf ganze Länge die Hofhäuser deren Wohnungen und Gärten im ersten Obergeschoß be-ginnen und deren Garten-Hof im 2., 3. und 4. Obergeschoß große Schall-schutzverglasungen zum Park hat, sodaß der Blick über die Schnellstraße hinweg den Zusmmenhang der ehemaligen Nutheniederung erahnen läßt.

Vom Teich steigt das Gelände nur leicht bis zum großen Weg, der „Dorfstraße“ an, um mit dem Bewuchs dann bis auf Höhe des 2. Obergeschosses anzusteigen ein Hügel von über 5 m Höhe über dem Teichspiegel auf dem platten künstlichen Gelände der ehemaligen Niederung. 

Der große Weg im Grundriß gekrümmt und längs mit Höhenschwüngen von 80 cm leitet zu allen Häusern. Trotz der einfachen Führung bleibt er geheimnisvoll und uneinsichtig – “ wo mich eine unsichtbare Hand auf die schönsten Stellen hinführt“ heißt es bei Pückler. Alle 38 m sind auf beiden Seiten die Zugänge gebündelt mit Durchblicken über die Zugangs-stege zum Teich und dazwischen ebenfalls alle 38 m begegnen sich eine kleine Uferzone zwischen den Kleinhäusern und die ansteigenden Ter-rassengärten der Hofhäuser. Auch hier wird der Blick gebrochen durch Höhenentwicklung, Baumstellungen, Bewuchs und den Treppenweg nach oben, so daß die privaten Gartenzonen unberührt bleiben vom öffentlichen Weg, Gärten ? in unmittelbarer Verbindung mit den Wohn-zimmern gleich sorgfältig mit diesen gehalten und täglich aufgeräumt und gereinigt, gleichsam nur eine Fortsetzung derselben unter freiem Himmel“ – so Pückler.

Daß gerade diese 10 Gärten vom Terrasssenhaus angefangen auf einer Geschoßdecke über der 400 m langen Garage blühen, wäre für den erfah-renen Landherren Pückler undenkbar, hier betreten wir Neuland mit Bodenaufbau und Regenrückhaltung für eine verträumte romantische Atmosphäre. Niemand ahnt auf dem Spazierweg über dem Hauptweg, daß nur 5 m daneben die Garage beginnt und 30 m weit das Getöse der Autobahn Tag und Nacht dröhnt, weil Stille herrscht – auch in den Woh-nungen, ein wenig ist zu hören in den Treppenräumen und in den vergla-sten Eßerkern, wenn die Fenster offen stehen. Dies ist aber nicht nötig, weil sich alle Räume zu den inneren Gartenterrassen orientieren. Vom Balkon über den Hofgarten die „Dorfstraße“ den Teich mit seinen Ufer-zonen, der Insel dem gegenüberliegenden Ufer bis zu den verschönten Plattenbauten blickt man auf eine 100 m breite Zone 500 m lang die vor 12 Jahren noch Vorfeld der Autobahn mit Behelfsgaragen war. Die Zone durfte sich nicht weiter in das Plattenquartier hineinziehen, weil roman-tisches und ökologisches Gedankengut im Verbund seine Modelle nur dort realisieren kann, wo die Welt am Ende ist – eigentlich nicht anders als auf den Sandhügeln des Babelsberger Parkes, die wir heute als Mo-delle nachhaltiger Landschaftserfindung bewundern – auf die man aus den Wohnungen schaut. Fürst Pückler konnte die Zweifel des Bauherren Prinz Wilhem von Preußen gegen die „sandigen Bergabhänge“  ins Gegenteil verwandelen.

3.2  Die „Hängenden Gärten“

Das Babelsberger Ende der langen Häuserreihe mit den Gartenterrassen blieb in einem wichtigen Punkt unvollendet, die Verlängerung der historischen Mühlenstraße entlang des gesamten Babelsberger Parkes unter der Verkehrsschneise hindurch und in einem Torhaus ins Siedlungsgebiet hat nur das Torhaus und den Torbogen erhalten nicht die Durchwegung.

 

Das Potsdamer Ende war immer als Beginn der Siedlung konzipiert und markiert dies durch seine Baukörperrichtungen in dem großen Terrassenhaus ( es vereinigt in sich den Siedlungsgedanken )Humboldtring und Platten-Siedlung bilden die eine Richtung des Dreiecksrasters, die zweite, die der westlichen Gebäude bis zur Havel und den gegenüberliegenden Potsdamhäusern und die dritte Richtung zeigt zu den Häusern der langen Reihe und den vorgelagerten Anglerhäusern. Alle drei Richtungen bilden ein Planungsdreieck, das den Kopfbau durch alle Wohnungen und Stellplätze begleitet, ein strukturalistisches Konstruktionsprinzip aus 3 unterschiedlich langen Fertigteilbalken die auf Stützenköpfen aufliegen und mit Stahlbeton-Fertigteilplatten verbunden sind. Das Haus ist Beginn der langen Reihe, orientiert sich in seinen Konstruktionsgliedern nach Potsdam und zur Siedlung und überdeckt allein 200 PKW Stellplätze in 3 Ebenen.

Über dem entstandenen Autoberg gliedern sich 36 Wohnungen in Gartenterrassen, wie die hängenden Gärten der Semiramis. Hauptaußen-raum ist der große Terrassengarten auf der 3. Ebene mit Blick über Teich und Siedlung mit dem großen Spielteich von immerhin 100 m2 an der Sandspielfläche sowie individuellen Gartenflächen vor den 9 Wohnungen – 3 Wohnungen Rb-gerecht. Im gesamten Haus sind relativ kleine Wohnungen angeordnet ( 60-70 qm). Das entsprach dem Programm der Förderung für die Siedlung und größere Wohnungen liegen in den weiteren Häusern.

Das strukturalistische Skelett des Terrassenhauses bietet weitgehende Veränderungen in der Perspektive, sodaß die kleinen Wohnungen eine Chance bieten, „wachsende“  Wohnungen oder Gemeinschafts-wohnungen oder auch andere Wohnformen zu realisieren – tragend sind nur die Stützen alles übrige Gipskartonständerwände. 5 altengerechte Wohnungen sind ebenfalls vom großen Garten im 2. Obergeschoss zugänglich teilweise mit eigenen Terrassen oder Balkonen. Ein buntes Gemisch von 13 2-Zimmerwohnugnen und einer 3-Zimmerwohnung auf dem Geschoß, 6 davon altengerecht und 3 barrierefrei. Eine weitere Terrasse erreicht man unmittelbar von diesem Garten ein Geschoß höher mit weiteren 4 altengerechten 2-Zimmerwohnungen deren Hauptzugang vom Aufzug über den Laubengang  zur Wohnung führt. Dieser Laubengang wird zum Babelsberger Park von 4 kleinen Zwischenterrasssen bereichert und erschließt weitere 6 2-Zimmerwohungen und eine 3-Zimmerwohnung mit Balkon oder Terrasse orientiert zum großen Garten auf der 3. Ebene und Blick in die Tiefe der Siedlung am großen Teich.

Auf der 5. Terrassen-Ebene líegt eine mittlere Terrasse mit Fernsicht zum Flatowturm im Babelsberger Park über die Havel und natürlich ins innere auf den Garten der 3. und 4. Ebene und den großen Teich inmitten der neuen Häuser. Hier oben sind 4 2-Zimmerwohnungen und eine 3-Zimmerwohnung mit Terrassen angeordnet. Die Dächer darüber sind begrünt, aber nicht begehbar. 28 in gleiche sichtbare Skelette verschieden gegliederte Wohnungen orientieren sich um den großen Innengarten in 3 Terrassenebenen. Darunter sind entlang des Hauptwohnweges und orientiert zum Teich 8 zweigeschossige Kleinhäuser mit großer Terrasse in das Skelett integriert, die von der Siedlung her die PKW-Parkebenen abdecken und das Bild der 5 übereinandergeschichteten Terrassenebenen vermitteln, ohne daß die 200 PKW-Stellplätze in Erscheinung treten. Die 3 Parkebenen sind getrennt mit Rampen erschlossen, und die untere Ebene zieht sich unter der gesamten Häuserzeile hindurch, ist zur Nutheschnell-Straßenseite und zum Babelsberger Park offen mit begrünter Einzäunung und zum großen Wohnweg geschlossen mit Zugängen zu den jeweiligen Treppenräumen. Man fährt durch die einseitig offene Garage der langen Häuserzeile unmittelbar vor jedem Treppenraum vor.

3.3 Gartenhofterrassen der langen Häuserreihe

Der Gartenhof der Hofhäuser auf der Garage ist umgeben auf gleicher Ebene von 4 Wohnungen aus 2 benachbarten Hauseingängen und diese führen über das zum Park und der Schnellstraße verglaste kristalliene Treppenhaus ebenfalls zu 4 Wohnungen, Hofgemeinschaft und Treppenraumgemeinschaft ergänzen sich. Zu jeder Wohnung gehören in jeder Ebene 5 Nachbarn und das in 4 Etagen. Im unteren Wohngeschoß über dem Eingang finden wir 2 3-Zimmerwohnungen und 2 2-Zimmerwohnungen. Die beiden kleinen Wohnungen sind zur Schnellstraße vollständig geschlossen, die beiden mittleren ohnehin und konzentrieren sich auf den Garten. In den beiden Geschossen darüber sind beide 2-Zimmerwohnungen etwas größer mit einem Eßplatzerker zum Park, Balkon und einer Terrasse, die in der unteren der beiden Ebenen direkter Zugang zum Gartenhof hat. Bis hier herauf wird der Bewuchs des Gartens geführt. Die beiden mittleren Wohnungen der Etagen 2 und 3 haben wie im Geschoß darunter 3 Zimmer, bei einigen Häusern 4 Zimmer.

Der Unterschied zwischen den 3 und 4 Zimmerwohnungen liegt daran, daß bei gleichem Rohbau die Fassade ganz nach außen versetzt ist und dadurch 3 Räume nebeneinander an der Straßenfront entstehen können. Dies gibt gleichzeitig eine Differenzierung im Straßenbild bei gleichem Rohbau. Das Dachgeschoß, leicht zurückgesetzt enthält 4 2-Zimmerappartements mit der sichtbaren Holzgerippedecke und den kleinen Turmzimmern zur Straße die im Rhytmus in unterschiedlichen Dachformen das Straßenbild begleiten.

2, 3 und 4 Zimmerwohnungen sind im Wechsel bei gleichem Rohbau angeordnet entsprechend den Vorgaben der öffentlichen Förderung ( Sozialer Wohnungsbau) Auf diese Weise konnten die bautechnischen Vorteile einer seriellen Herstellung des Rohbaus ( Treppen, Schalung , Bewehrung etc..) mit der Vielfältigkeit von Wohnungen verknüpft werden. An jedem Treppenraum sind die verschiedenen Wohnungen mit unterschiedlichen Familien ebenso vertreten, wie an jedem Hofgarten nur eben unterschiedliche Nachbarschaften. Die Wohnungen sind in 2 Etagen unmittelbar mit dem Terrassengarten verbunden, von dem niemand ahnt, daß darunter die Autos stehen.

Die Wohnungen mit 2, 3 oder 4 Zimmern haben immer einen zentralen Dielenraum mit Küche und Eßplatz von dem die Individualräume ausgehen. Die Wohnungseingangstüren sind so schwer, daß Treppenhausgeräusche nicht zu hören sind und die zum Park und zur Schnellstraße angeordneten Glaserker bestehen aus Schallschutzverglasung, die den Blick zum Park ermöglichen aber das Geräusch des Autobahnzubringers nicht spüren lassen. Die WC’s sind immer durch die Bäder erreichbar, sodaß die Bäder ohne weiteres offenstehen können, wenn dort Kinder spielen oder die Waschmaschine läuft, die Vorschrift der 2. Tür zwischen Aufenthaltsraum und WC ist ohne Flur gewahrt und das Bad gehört so zum Wohnbereich. Im 3. Wohngeschoß ermöglichen die Balkone den Garten mitzuerleben und im 4. Obergeschoß dienen große Dachterrassen der Außenorientierung der Wohnungen ebenso wie der Regenrückhaltung und für die Übergrünung der Häuser. Das beginnt aber sehr zögerlich, weil abhängig von den Pflanzgefäßen der Mieter und deren Aktivität, während im Hofgarten bereits heftig gewerkelt wird. Schaut man von den Hofgärten auf den Teich und die Plattensiedlung so erscheinen im Vordergrund am Teichrand die „Anglerhäuser“, Wohnungen auf Stelzen im Wasser einen Wohnraum über das ganze Geschoß und darüber Bad und 2 Individualräume unter einem Dach mit Hängeboden in der Dachspitze.

3.4. Anglerhäuser und Teichinsel

Der große Teich begleitet auf eine Länge von fast 300 m die Terrassensiedlung und an seinen Ufern zu Füßen der langen Häuserreihe stehen in kleinen Gruppen 25 Einfamilienhäuser im Wasser von jeweils 75 – 85 m2. Im Sinne der öffentlichen Förderung sind es Maisonette-Wohnungen mit 15 m2 Galerie im Spitzboden über der Treppe für die geforderten Nebenflächen der Wohnung, in der Praxis aber für den Computerarbeitsplatz, Nähstübchen oder Arsenal für Winter und Sport. Die Eingangsebene wird vom ‚Bootssteg‘ über eine kleine Veranda erreicht und bietet ungeteilt 42 m2 Wohnfläche mit integrierter Küche, das Geschoß darüber hat 2 Räume a 16 m2 zuzüglich Bad und Erschließungsdiele. Soll ein Zimmer mehr entstehen erhält auch das Eingangsgeschoß einen zusätzlichen Individualraum nebst dem Gäste WC bei etwa gleicher Gesamtfläche.

Wohnungstrennwände und Wände, denen über Eck ein Nachbarfenster gegenüber liegt sind feuerbeständig aus Stahlbeton, ebenso die Sohlenplatte über dem Wasser mit ihren Stützen. An diese Stahlbeton-Struktur lehnt sich das ganze Haus als leichtes Holzgerippe an. Die Zwischendecke zum Obergeschoß und auch die zum ‚Hängeboden‘ sind 10 cm Massivholz allseitig sichtbar. Aufgrund von Verschmutzungen und Unsauberkeiten während der Bauzeit wurde ein leichter Dielenboden im Obergeschoß aufgebracht.

Inmitten des Eingangsgeschosses nimmt eine schlanke Stahlbeton Stütze D=200 die Last auf, die Außenstützen sind Brettschichtholz 120/140 hinter der normalen IV 68 Holz-Fensterwand, die gewendelte Treppe besteht aus gefaltetem Stahlblech.

Aus allen Räumen schaut man auf das stark lichtreflektierende Wasser und natürlich auf den Uferbewuchs mit Seerosen, Schilf und den Ufergehölzen, eine verträumte Kunstlandschaft, inzwischen mit Enten und Fischen besetzt, ein Biotop wie es am natürlichen See aus Gründen des Gewässerschutzes nicht mehr möglich ist. Einige Häuser haben nachträglich noch kleine Balkone erhalten, weil die Feuerwehr nur so die Rettung im Obergeschoß sicher stellen wollte – zur Freude der Bewohner – kleine Kommandobrücken.

Eine schmale Insel gliedert den Teich in 2 Ströme, sie unterstreicht die Assoziation an die versunkene Nutheniederung, die aufgeschüttet wurde für die Plattensiedlung. Die Distanz zu den Blöcken der Hochhäuser wird relativiert, ein wenig unwirklich und ordnet beide Gebäudestrukturen unter ein gemeinsames Prinzip der Biotope City.

 

3.5 Turmhäuser  und Nord-Süd-Kanal

Vom Babelsberger Park unter Stadtbahn und Autobahnzubringer sollte die Mühlenstraße an einem Kanal entlang geführt werden bis zum Flußbett der Nuthe, an deren Ufer schon zu Zeiten des Gartendirektors Peter Joseph Lenné die Eisenbahn angelegt wurde. Dieser Kanal und die ihn begleitenden Häuser sollten einen Übergangsmaßstab bilden zu den schroff aufragenden Plattenbauten und den ‚Potsdamhäusern‘ von denen eines als kleine Villa noch heute im Gelände steht, die Häuser sollten am Ufer frei auf Stützen stehen mit 5 m Luftgeschoß, integriert leicht abgesenkt die PKW-Stellplätze, darüber 4 Wohngeschosse: 4 Maisonette-Wohnungen im Grundriß fast gleich den Anglerhäusern nur auf dem Geschoß und 5 weitere Wohnungen von denen jeweils 2 Dachwohnungen die Gestalt des oberen Hausabschlusses formen. 2 dieser Häuser mit zusammen 18 Wohnungen und 1.270 m2, 5 2-Zimmerwohnungen, 8 3-Zimmerwohnungen und 4 Dachwohnungen mit je 4 Zimmern wurde zwar bis zur Ausführung geplant, aber dann gestoppt, über deren Förderung wurde anderweitig verfügt.

Sie sollten den Beginn des Kanals verdeutlichen und die Maßstabsbrücke von Babelsberg zu den Hochhäusern bieten und zu dem Wohnangebot der Terrassenwohnungen und Anglerhäuser eine Geschoßwohnungsvariante zeigen, um die Vielfalt des Angebotes und daraus resultierende Mischung der Bewohner abzurunden. Nur ein Gewerberaum für ein Gartencafé konnte in der Siedlung geplant und ausgeführt werden, sodaß im Wohnungsgemisch notwendig auch die fehlende Nutzungsmischung zu kompensieren war. Die Verantwortlichen interessierte aber eher, daß im Plattenbau alles beim alten blieb und neue Bewohner unmittelbar gegenüber der Platte unerwünscht. Hier stieß Biotope City an seine Grenze.

 

4. Die Gestaltung mit dem Wasser

4.1. Regenmengen, Rückhaltung und Teichtechnik

 

Die ‚Insel Potsdam‘ erhält ihre Gestalt duch den Zusammenfluß von Havel und Nuthe. In der vorliegenden Niederung der Nuthe lag im April 2002 der Grundwasserstand bei 29,64 m ü. NN, die Hauseingänge bei 31,10 m ü NN und der Teichrand bei 31,40 m ü NN. Die Nähe der Wohngeschosse zur Teichhöhe war einerseits Gestaltidee aber auch technisch bestimmt. Um überhaupt Häuser im Wasser realisieren zu können, darf das Wasser nach den Wasserschutzvorschriften kein Grundwasserteich sein, wegen der Gefahr von Grundwasserverunreinigung, über dem Grundwasser müssen mindestens 1,50 m Filterschicht bleiben. Darüber hinaus bedarf das Siedlungsgebiet des Regenauffanges, weil eine städtische Regenentwässerung nicht verfügbar ist. Straßen und Gebäude haben eine Regenauffangfläche von ca. 15.000 qm, einschließlich Teich rund 20.000 qm.

Statistisch regnen einmal im Jahr in 15 Minuten 15 Millimeter Wasser auf den Quadratmeter, d.h. im Siedlunsgbiet nicht weniger als 300 m3 in einer Viertelstunde – keine Kleinigkeit – vorausgesetzt, das Wasser wird ordnungsgemäß in den Teich geleitet, so steigt dieser bei 4.000 qm um 7,5 cm. Das Höhenrelief sieht vor, daß auch das Doppelte kein Problem darstellt deshalb hat der Teich keinen Abfluß, sondern die etwa 750 lfdm Teichrand geben gleichmäßig verteilt das Wasser im Überlauf in den sandigen Untergrund ab, dabei wird das Wasser vorschriftsmäßig durch den Boden bis zum Grundwasser gereinigt. Wozu mindstesn 1,50 m nötig sind, deshalb kann der Teich in seiner Oberkante nur mindestens bei 31,14 m ü NN liegen beim o.g. Grundwasserstand von 29,64 m ü NN (April 2002) tatsächlich liegt er bei 31,40 m weil der Grundwasserstand natürlich Schwankungen unterliegt. Die „Dorfstraße“ der Siedlung ist in der Höhe aufgewellt und schwankt zwischen 31,80 m und 32,60 m hat also im Minimum 20 cm Differenz zum Teich in den sie auch enwässert. Tatsächlich sind die erwähnten Werte nur Grenzwerte für den Fall einer insgesamt glatten Oberfläche. Das ist aber nicht der Fall sondern alle Dach- und Freiflächen sind begrünt im Terrassenhaus sogar mit Zwischenteich, sodaß sie das rechnerisch ermittelte Wasservolumen erheblich zeitverzögert abgeben oder aber in den Vegetationsflächen speichern. In den Vorschriften wird der Abflußbeiwert y auf 0,5 reduziert, d.h. die Regenmassen halbieren sich. Die Praxis zeigt, daß in dem großen Terassenhaus, das im folgenden sehr detailliert beschrieben wird praktisch überhaupt kein Wasser an den Teich abgegeben wird, weil die Hängenden Gärten ihr Wasser selbst benötigen.

Aus dem geschilderten zeigt sich, in wie hohem Maße die gesamte Begrünung Teil der Regenrückhaltung ist und damit auch Teil des ökologischen Ausgleichs. Wir haben Erfahrungen machen müssen, weil die Verantwortlichen der Wohnungsbaugesellschaft den Teich und die Begrünung nur widerstrebend herstellen wollten, so daß die Wohnungen bereits bezogen waren, ohne daß Teich und Entwässerungssystem fertiggestellt wurden, wie das auch sonst oft geschieht bei Außenanlagen, die nachgezogen werden. Das erste schwere Regenereignis hat schreckliche Folgen verursacht, weil die 300 m3 Wasser sich ihren Weg gesucht haben und in der Baugrube des Teiches – auch gefunden haben. Theoretisch könnte dies auch passieren, wenn die Gärten vertrocknen,   verhärten  und zur glatten Oberfläche werden. Dies darf im ökologisch entwickelten System nicht passieren, deshalb sind sämtliche Bodenaufbauten mit Lavagruß und gegebenenfalls Drainageschichten so ausgestattet, daß die Vegetationsschicht optimale Bedingungen wie in der Natur vorfindet und ihre Aufgabe als Regenrückhaltung auch erfüllen kann. Näheres darüber im Abschnitt ? Der Garten“.

Verfolgt man vom Humboldtring die Dorfstraße, so schwingt sie in der kunstvollen Pflasteroberfläche und im Grundriß aber auch in der Höhe zwischen den einzelnen Häusern. Auf Höhe der Hofgärten-Mitte ist die Straße jeweils 80 cm höher als am Hauseingang. Unter dem höher liegenden Straßenbereich können die Terrassengärten ihr überschüssiges Wasser in einer Rohrunterquerung Richtung Teich bzw. Ufergrün abgeben, während in der Hauseingangsachse die Straße am tiefsten liegt und dem Eingang abgewandt ihr Wasser in die Uferzone abgibt über eine besonders lange Rigole für die Vorreinigung.

In die Hofgärten wird an höchster Stelle das Dachwasser eingeleitet und in einer Drainageschicht aufgefangen. Die Großgehölze bedienen sich in diesem Bereich ebenso wie die Pflanzfläche selbst.

Die ‚Anglerhäuser‘ am Teich haben glatte Dächer, deshalb ist ihre Wasserspende doppelt so hoch. Sofern sie in den Teich direkt ihr Dachwasser abgeben plätschert es entsprechend, im anderen Fall müssen in der Uferzone nicht unerhebliche Auffangsteine Erosion sichern, sonst kann herunterstürzendes Wasser Schaden anrichten. Auf eine genauere Diskussion der Hof-Terrasse und Häuser am Teich wird hier verzichtet und auf das Terrassenhaus verwiesen, weil dort die Prinzipien besonders verdichtet auftreten.

Der Teichrand hat eine doppelte Funktion einmal wird über ihn das gesamte Oberflächenwasser eingeleitet, unsichtbare Zuflüsse gibt es nicht – aus Gründen der Wasservorreinigung – und andererseits dient der Rand dem Überlauf, wenn der Teich überfüllt ist. Da die Verzögerung durch die Regenrückhaltung einen Tag und mehr bedeutet können Probleme an der Stelle nicht eintreten. Ein entsprechender Bewuchs und der etwas tiefer liegende Betonrand sichern die empfindliche Zone, außerdem ist sie sehr diskret mit Weidenzaun oder zierlicher Stahlumwehrung gesichert, damit hier keine Beschädigung eintritt. Die Umwehrung hat sich ergeben, sie war nicht ursprünglich geplant, aber die Deutsche Rechtsprechung macht im Gegensatz zu öffentlichen Ufern für Unfälle an privaten Ufern ausschließlich den Eigentümer verantwortlich und so erwies sich der Weidenzaun als schönere Lösung, außerdem entsteht Schutz für Pflanzen und in zunehmendem Maß auch für Tiere (Fische, Enten etc..) und für den, der unbedingt mit seiner Angelrute an den Teichrand will stellt der kleine Zaun keine ernstliche Schwelle dar.

 

Die Springbrunnen im Teich sind Teile der Wasseraufbereitung, sie werden mit Grundwasser aus eigens gebohrten Brunnen gespeist, sodaß über den Teichrand überlaufendes Wasser zum Grundwasser gereinigt stößt in tieferen Schichten undüber Pumpe wieder dem Teich zugeführt, so läßt sich der Teich auch rein halten für den ökologischen Ausgleich. Das gleiche geschieht auch im Umlauf sogar überwiegend über das Jahr.

 

4.2  Gärten des Terrassenhauses als ökologisches Modell

Das Terrassenhaus ist Kernstück der über dem neuen Teich entwickelten Terrassengärten entlang der Nutheschnellstraße und steigert den Gedanken der hängenden Gärten bis in eine Höhe von 17 m über der Teichoberfläche. Es bedeckt 200 PKW-Stellplätze in 3 Ebenen und wird in der Konstruktion, mit ungleichseitigen Dreiecksdeckenfläche gestaltet, die in allen Räumen gleich aber mit unterschiedlichen Längenproportionen wieder andere Durchblicke ermöglichen – Felder von jeweils 22 m2 Fläche in der Wohnung ebenso, wie in der Garage. Dieser strukturalistische Ansatz verbindet optisch und technisch Außenraum und Innenraum und erfordert sehr sorgfältige Durcharbeitung der Konstruktion um Wärmebrücken oder Feuchtigkeitsdurchflüsse sicher auszuschließen. Das ist im vorliegenden Fall in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren vom Büro Prof. Pichler sehr präzise geschehen, wie die Planung beweist. Darüber hinaus setzt der Gedanke der hängenden Gärten eine Regenrückhaltung über alle Flächen voraus, damit auch beim Katastrophenregen, wie bei einem terrassierten Garten am Hang das Wasser geordnet ablaufen kann oder aber gebremst bzw. auf den Gartenflächen zurückgehalten wird. Das ist technisch so entwickelt, daß alle Terrassenebenen von s.g. Anstaurinnen umgeben sind, die vergleichbar einer Regenrinne das Wasser festhalten bzw. weiterleiten damit es in regelmäßigen Abständen über Wasserspeier oder Fallrohre in die nächst tiefere Ebene geleitet werden kann. Auf der tieferen Ebene muß dann mit Kieselsteinen oder auch größeren Steinelementen eine Auffangsituation gestaltet werden für einen geordneten Wasserlauf. So entstehen Ableitungssysteme, die ebenso die Richtlinien erfüllen, sie werden nur an anderer Stelle behandelt.

 

4.3 Das Prinzip der Wasserführung

Die Dachfläche über dem 3. Obergeschoß gliedert sich in eine laubengangartige Fläche zur Nuthe-Schnellstraße ausgerichtet einschließlich von 3 Dreiecksflächen die ebenfalls Richtung Zwischengrün der Nutheschnellstraße entwässern. Dazu kann man auch die östlich zur Nuthestraße orientierte Vorterrassenfläche zählen, die aufgrund ihrer geplanten starken Begrünung über erhebliche Rückhaltung verfügt.

Die Dachfläche über dem 2. Obergeschoß gliedert sich ebenso in einen Laubengangteil der Nuthe Schnellstraße zugewandt, der im mittleren Teil sich über 3 Dreiecksflächen erstreckt, die je einen Wasserspeier haben in der o.g. Größe von max. 0,8 l/s. Dies stellt angesichts der vorhandenen Teilüberdeckung erhebliche Reserven dar. Das gleiche gilt sinngemäß für die beiden westlichen Laubengangsteile und für die im Geschoß darüber befindlichen Laubengangflächen. Die Laubengänge sind etwa 1 m breit und wenn sie je Achse einen kleinen Rohrspeier aufweisen, hat dieser das Regenwasser von 8 m2 abzuleiten, d.h. eine Regenspende von 0,13 l/s, das technisch völlig problemlos und harmlos ist. Die von den Dreiecken in Achse 2, 3, 4 und 5 des 3. Obergeschosses dargestellten Rohrspeier könnten zwischen 0,2 und 0,4 l/s abgeben, was sie befähigen würde auch teilweise eingeleitetes Wasser aus dem Geschoß darüber mit aufzufangen, was in der Summe eher geringfügig ist.

Teilüberdeckte Laubengänge, die durch Rohrspeier nach außen entwässert sind stellen eine ganz unbedenkliche und verbreitete Lösung dar, insbesondere wenn sie wie in diesem Fall auf ungenutztes Vorgartengelände zwischen Gebäude und Schnellstraße entwässern. Das ist aus ökologischer Sicht geradezu geboten auch hier müßten die Rohrspeier eine Länge erhalten, daß ihr Wasser nicht darunterliegende Bauwerksteile erreicht.

Das Ableitungssystem von der Mittelterrasse des 4. OG muß 2,38 l pro Sekunde leisten Richtung Terrassengarten, was der Leistung eines einzigen üblichen Fallrohres D=80 entspricht, dessen Leistungsfähigkeit 2,6 l/sec ist. Geplant sind – im großen Dachterrassenplan des 2. Obergeschosses deutlich dargestellt – 3 Auffangflächen für Speier von denen dann jeder eine Leistungsfähigkeit von 0,8 l/s hat, was der Leistungsfähigkeit des eingangs geschilderten kleinsten Rohrspeiers mit dem Innendurchmesser 40 entspricht. Vorgesehen ist, wie auch bei den Dachflächen eine leichte Überdimensionierung um auf der sicheren Seite zu sein. Die erwähnten 0,8 l/s können problemlos von der vorgesehenen Kiesauffangfläche aufgenommen werden und das Wasser dem zentralen Spielbach zugeführt werden. Das gleiche gilt für weitere Auffangflächen, die Wasser aus dem Dach und 2. Obergeschoß auffangen und dem Spielbach zuführen.

Die Südterrasse im gleichen 4. Obergeschoß muß von den Dachflächen die Regenspende von 2 Dreiecksflächen zusätzlich aufnehmen zuzüglich zu den anteiligen eigenen 2 Dreiecksflächen in der Summe also 4 d.h. mit 172 m2 gleichgroß wie die östliche Dachfläche im 4. Obergeschoß. Dort sind 4 Speier der kleinsten Bauart vorgesehen und hier ebenso. Wenn diese jeweils nur mit 0,8 l/sec ausgelastet sind, so stellt das Weiterleiten dieses Wassers auch keine Probleme dar. Sie gehen hälftig Richtung Humboldtring und hälftig auf die Dachterrasse im 3. Obergeschoß.

Zusammenfassend ergibt sich, daß im 4. OG nördlich und nordöstlich in der Summe die Fläche von 11 Dreiecken also 242 m2 und nordwestlich die Fläche von 7 Dreiecken also 154 m2 Richtung Zwischengrün zur Nuthe-Schnellstraße entwässert werden und einschließlich anteiliger Fläche aus dem Dach über dem 4. Geschoß die Fläche von 13 Dreiecken also 286 m2 über 3 Speier aus der Mittelterrasse des 4. OG dem Terrassengarten im 2. OG zugeführt wird, eine Regenspende von 2,34 l/sec die von den 3 Rohrspeiern kleinster Bauart ohne weiteres transportiert werden, je 0,78 l/sec. Im großen Garten sind jedenfalls eingeplant und deutlich dargestellt Regenauffangsituationen für Regenspeier in freiem Auslauf, die im Schnitt wieder die eingangs ausgeführten 0,8 l/sec befördern können.

Die zentrale Gartenterrasse im 3. Obergeschoß zwischen den beiden Aufbauten des 4. Geschosses muß von den höhergelegenen Dächern die Regenspende von insgesamt 5 Dreiecksflächen zu ihren eigenen 8 Dreiecksflächen zusätzlich aufnehmen, also eine Regenspende einschließlich Regenrückhaltung von 13 x 55 l in 5 Minuten d.h. 715 l insgesamt.

Das Ableitungssystem muß also 2,38 l pro Sekunde leisten an dieser Stelle Richtung Terrassengarten, was der Leistung eines einzigen üblichen Fallrohres D=80 entspricht, dessen Leistungsfähigkeit 2,6 l/sec ist. Geplant sind – im großen Dachterrassenplan des 2. Obergeschosses deutlich dargestellt – 3 Auffanglfächen für Speier von denen dann jeder eine Leistungsfähigkeit von 0,8 l/s haben müßte, was der Leistung des eingangs geschilderten kleinsten Rohrspeiers mit dem Innendurchmesser 40 entspricht. Vorgesehen ist, wie auch bei den Dachflächen eine leichte Überdimensionierung um auf der sichern Seite zu sein. Die erwähnten 0,8 l/s können problemlos von der vorgesehenen Kiesauffangfläche aufgenommen werden und das Wasser dem zentralen Spielbach zugeführt werden. Das gleiche gilt für weitere Auffangflächen, die Wasser aus dem Dach und 2. Obergschoß auffangen und dem Spielbach zuführen.

Die Südterrasse im gleichen 4. Obergschoß muß von den Dachflächen die Regenspende von 2 Dreiecksflächen zusätzlich aufnehmen zuzüglich zu den anteiligen eigenen 2 Dreiecksflächen in der Summe also 4 d.h. mit 172 qm gleichgroß wie die östliche Dachfläche im 4. Obergschoß.

Zusammenfassend ergibt sich, daß im 4. OG nördlich und nordöstlich in der Summe die Fäche von 11 Dreiecken also 242 qm und nordwestlich die Fäche von 7 Dreiecken also  154 qm Richtung Zwischengrün zur Nuthe-Schnellstraße entwässert werden und einschließlich anteiliger Fläche aus dem Dach über dem 4. Geschoß die Fläche von 13 Dreiecken also 286 qm über 3 Speier aus der Mittelterrasse des 4. OG dem Terrassengarten im 2. OG zugeführt wird, eine Regenspende von 2,34 l/sec die von den 3 Rohrspeiern kleinster Bauart ohne wieteres transportiert werden, je 0,78 l/sec. Im großen Garten sind jedenfalls eingeplant und dargestellt Regenauffangsituationen für Regenspeier in freiem Auslauf, die im Schnitt wie die eingangs ausgeführten 0,8 l/sec befördern können.

Nicht anders verhält es sich bei den 3 Balkonterrassenflächen zum Innenhof und den beiden Terrassenflächen auf der Südfront.

 

4.4. Das oberste Dach (begrünt aber nicht begehbar)

Über dem obersten 4. Geschoss gibt es 2 begrünte Dachflächen unterschiedlicher Größe aus einmal 13 und einmal 8 Dreiecksflächen je 22 m2. In 5 Minuten, d.h. 300 sec regnen im Raum Berlin einmal im Jahr statistisch 0,49 cm je m2 also rund 5 mm das bedeutet je Minute einen Millimeter. 5 mm auf den Quadratmeter sind 5 l Wasser, die über die Ableitungssysteme von Terrassen und Dächern in 5 Minuten abgeleitet sein müssen, da das Grund-element des Terrassenhauses ein Dreieck von 22 m2 ist muß man für die Regenableitung einer Regenspende in 5 Minuten von 110 l je Dreiecksfläche ausgehen – 1 mal im Jahr. Um die geregelte Ableitung zu erreichen, sind sämtliche Dachflächen von sogenannten Anstaurinnen umgeben, die annähernd gefällelos vergleichbar einer Dachrinne das Wasser am Rand anstauen, damit es in Fallrohren oder Wasserspeiern auf die nächst tiefere Ebene geleitet werden kann, wie bei den hängenden Gärten der Semirames. Vergegenwärtigt man sich im 4. Obergeschoß den südöstlichen Bauteil, wie im Plan dargestellt, so besteht dieses Dach aus 8 Dreiecksflächen mit einer Summe von 176 m2 einer umlaufenden Anstaurinne und wird über 4 Rohrspeier wie deutlich erkennbar entwässert. d.h. je einer für 2 Dreiecksflächen mit zusammen 44 m2 oder 220 l in 5 Minuten. Der kleinste übliche Rohrspeier von nur 40 mm innerem Durchmesser, wie ihn jeder schon einmal gesehen hat mit einer leichten Neigung von etwa 5 % Gefälle leistet in die Anstaurinne eingebaut einen Durchfluß von 0,8 l / s, d.h. 240 l in 5 Minuten. Er würde also sicher die berechneten 220 l transportieren. Tatsächlich sind Speier größer / gleich als 50 eingebaut, also eine gewisse Reserve.

In der Konzeption ist das Terrassenhaus getreu seinem historischen Vorbild, den hängenden Gärten der Semiramis in allen Flächen begrünt. Man sollte immer zumindest eine dünne Bekiesung einbringen. Dies wäre nicht nur optisch und wärmetechnisch gegen Aufheizung ein Gewinn, sondern ermöglicht entsprechend der oben genannten Norm DIN EN 12056-3 den sogenannten Abflußbeiwert von y = 1 auf 0,5 zu reduzieren dh. die Regenmenge pro Sekunde ist halbiert und der Regen würde über die doppelte Zeit mit halber Kraft über das Gebäude und seine Gärten ablaufen. Jeder Speier des genannten Daches im 4. Obergeschoß, das aus 8 Dreiecken besteht, hat nur noch 0,4 l pro Sekunde abzugeben.

Der linke Dachaufbau im 4. Obergeschoß verfügt über 13 Dreiecksflächen, für die – Rückhaltung von y = 0,5 vorausgesetzt, – also Bekiesung – nach der gleichen Berechnung 13 x 55 l also 715 l bedeutet in 5 Minuten. Die Ableitungssysteme müssen mit 5 Speiern und der umlaufenden Anstaurinne das Wasser ableiten ebenso, wie bei dem östlichen Dach im 4. Obergeschoß. Alle Speier müssen das Wasser ca. 1,50 m vor der Fassade fließen lassen, damit Schädigungen auch bei Wind ausgeschlossen sind.

 

4.5.  Das 3. und das 4. Obergeschoss und seine Laubengänge

Die Dachfläche über dem 3. Obergeschoß gliedert sich in eine laubengangartige Fläche zur Nuthe-Schnellstraße ausgerichtet einschließlich von 3 Dreiecksflächen die ebenfalls Richtung Zwischengrün der Nutheschnellstraße entwässern. Dazu kann man auch die östlich zur Nuthestraße orientierte Vorterrassenfläche zählen, die aufgrund ihrer geplanten starken Begrünung über erhebliche Rückhaltung verfügt.

Die Dachfläche über dem 2. Obergeschoß gliedert sich ebenso in einen Laubengangteil der Nuthe Schnellstraße zugewandt, der im mittleren Teil sich über 3 Dreiecksflächen erstreckt, die je einen Wasserspeier haben in der o.g. Größe von max. 0,8 l/s. Dies stellt angesichts der vorhandenen Teilüberdeckung erhebliche Reserven dar. Das gleiche gilt sinngemäß für die beiden westlichen Laubengangsteile und für die im Geschoß darüber befindlichen Laubengangflächen. Die Laubengänge sind etwa 1 m breit und wenn sie je Achse einen kleinen Rohrspeier aufweisen, hat dieser das Regenwasser von 8 m2 abzuleiten, d.h. eine Regenspende von 0,13 l/s, das technisch völlig problemlos und harmlos ist. Die von den Dreiecken in Achse 2, 3, 4 und 5 des 3. Obergeschosses dargestellten Rohrspeier könnten zwischen 0,2 und 0,4 l/s abgeben, was sie befähigen würde auch teilweise eingeleitetes Wasser aus dem Geschoß darüber mit aufzufangen, was in der Summe eher geringfügig ist.

Teilüberdeckte Laubengänge, die durch Rohrspeier nach außen entwässert sind stellen eine ganz unbedenkliche und verbreitete Lösung dar, insbesondere wenn sie wie in diesem Fall auf ungenutztes Vorgartengelände zwischen Gebäude und Schnellstraße entwässern. Das ist aus ökologischer Sicht geradezu geboten auch hier müßten die Rohrspeier eine Länge erhalten, daß ihr Wasser nicht darunterliegende Bauwerksteile erreicht.

Das Ableitungssystem von der Mittelterrasse des 4. OG muß 2,38 l pro Sekunde leisten Richtung Terrassengarten, was der Leistung eines einzigen üblichen Fallrohres D=80 entspricht, dessen Leistungsfähigkeit 2,6 l/sec ist. Geplant sind – im großen Dachterrassenplan des 2. Obergeschosses deutlich dargestellt – 3 Auffangflächen für Speier von denen dann jeder eine Leistungsfähigkeit von 0,8 l/s hat, was der Leistungsfähigkeit des eingangs geschilderten kleinsten Rohrspeiers mit dem Innendurchmesser 40 entspricht. Vorgesehen ist, wie auch bei den Dachflächen eine leichte Überdimensionierung um auf der sicheren Seite zu sein. Die erwähnten 0,8 l/s können problemlos von der vorgesehenen Kiesauffangfläche aufgenommen werden und das Wasser dem zentralen Spielbach zugeführt werden. Das gleiche gilt für weitere Auffangflächen, die Wasser aus dem Dach und 2. Obergeschoß auffangen und dem Spielbach zuführen.

Die Südterrasse im gleichen 4. Obergeschoß muß von den Dachflächen die Regenspende von 2 Dreiecksflächen zusätzlich aufnehmen zuzüglich zu den anteiligen eigenen 2 Dreiecksflächen in der Summe also 4 d.h. mit 172 m2 gleichgroß wie die östliche Dachfläche im 4. Obergeschoß. Dort sind 4 Speier der kleinsten Bauart vorgesehen und hier ebenso. Wenn diese jeweils nur mit 0,8 l/sec ausgelastet sind, so stellt das Weiterleiten dieses Wassers auch keine Probleme dar. Sie gehen hälftig Richtung Humboldtring und hälftig auf die Dachterrasse im 3. Obergeschoß.

Zusammenfassend ergibt sich, daß im 4. OG nördlich und nordöstlich in der Summe die Fläche von 11 Dreiecken also 242 m2 und nordwestlich die Fläche von 7 Dreiecken also 154 m2 Richtung Zwischengrün zur Nuthe-Schnellstraße entwässert werden und einschließlich anteiliger Fläche aus dem Dach über dem 4. Geschoß die Fläche von 13 Dreiecken also 286 m2 über 3 Speier aus der Mittelterrasse des 4. OG dem Terrassengarten im 2. OG zugeführt wird, eine Regenspende von 2,34 l/sec die von den 3 Rohrspeiern kleinster Bauart ohne weiteres transportiert werden, je 0,78 l/sec. Im großen Garten sind jedenfalls eingeplant und deutlich dargestellt Regenauffangsituationen für Regenspeier in freiem Auslauf, die im Schnitt wieder die eingangs ausgeführten 0,8 l/sec befördern können.

Die zentrale Gartenterrasse im 3. Obergeschoß zwischen den beiden Aufbauten des 4. Geschosses muß von den höhergelegenen Dächern die Regenspende von insgesamt 5 Dreiecksflächen zu ihren eigenen 8 Dreiecksflächen zusätzlich aufnehmen, also eine Regenspende einschließlich Regenrückhaltung von 13 x 55 l in 5 Minuten d.h. 715 l insgesamt.

Das Ableitungssystem muß also 2,38 l pro Sekunde leisten an dieser Stelle Richtung Terrassengarten, was der Leistung eines einzigen üblichen Fallrohres D=80 entspricht, dessen Leistungsfähigkeit 2,6 l/sec ist. Geplant sind – im großen Dachterrassenplan des 2. Obergeschosses deutlich dargestellt – 3 Auffanglfächen für Speier von denen dann jeder eine Leistungsfähigkeit von 0,8 l/s haben müßte, was der Leistung des eingangs geschilderten kleinsten Rohrspeiers mit dem Innendurchmesser 40 entspricht. Vorgesehen ist, wie auch bei den Dachflächen eine leichte Überdimensionierung um auf der sichern Seite zu sein. Die erwähnten 0,8 l/s können problemlos von der vorgesehenen Kiesauffangfläche aufgenommen werden und das Wasser dem zentralen Spielbach zugeführt werden. Das gleiche gilt für weitere Auffangflächen, die Wasser aus dem Dach und 2. Obergschoß auffangen und dem Spielbach zuführen.

Die Südterrasse im gleichen 4. Obergschoß muß von den Dachflächen die Regenspende von 2 Dreiecksflächen zusätzlich aufnehmen zuzüglich zu den anteiligen eigenen 2 Dreiecksflächen in der Summe also 4 d.h. mit 172 qm gleichgroß wie die östliche Dachfläche im 4. Obergschoß.

Zusammenfassend ergibt sich, daß im 4. OG nördlich und nordöstlich in der Summe die Fäche von 11 Dreiecken also 242 qm und nordwestlich die Fäche von 7 Dreiecken also  154 qm Richtung Zwischengrün zur Nuthe-Schnellstraße entwässert werden und einschließlich anteiliger Fläche aus dem Dach über dem 4. Geschoß die Fläche von 13 Dreiecken also 286 qm über 3 Speier aus der Mittelterrasse des 4. OG dem Terrassengarten im 2. OG zugeführt wird, eine Regenspende von 2,34 l/sec die von den 3 Rohrspeiern kleinster Bauart ohne wieteres transportiert werden, je 0,78 l/sec. Im großen Garten sind jedenfalls eingeplant und dargestellt Regenauffangsituationen für Regenspeier in freiem Auslauf, die im Schnitt wie die eingangs ausgeführten 0,8 l/sec befördern können.

Nicht anders verhält es sich bei den 3 Balkonterrassenflächen zum Innenhof und den beiden Terrassenflächen auf der Südfront.

 

4.6. Der große Garten im 2. Obergeschoß

Zentraler Außenraum des ganzen Hauses ist der Dachgarten im 2. Obergeschoß. Seine Anstaubewässerung fängt einen Großteil des anfallenden Regenwassers aus allen Ebenen auf und führt es dem Spielbach zu, der die Kinderspielfläche ergänzt, aber sowohl mit niedrigem Wasserstand als auch bis oben gefüllt ausgleichende Speicherfunktion für die Vegetationsflächen und den Wasserfluß hat. Das starke und gesunde Anwachsen der Vegetation in den ersten Monaten hat die Funktionsfähigkeit bewiesen. 202 m2 in der Summe aller Vegetationswege und Wasserflächen sind in einheitlicher Gestalt gegliedert im Garten des 2. Obergeschoßes und beziehen sich auf den großen Spielbach mit seinem ausdrucksstarken Überlauf in die Erdgeschoßgartenzone. Die 7 Zuflüsse aus den Wasserspeiern der oberen Geschosse sozusagen die 7 Wasserfälle mit ihren großen Auffangsituationen unterstreichen den organischen Fluß der Gestalt ebenso wie die verzweigte Wegeführung zwischen den insgesamt 10 Wasserspeiern. Der 40 m lange Spielbach kann mit seinen etwa 100 m2 Fläche mindestens 20 m3 Wasser auffangen. Auf der Gartenfläche insgesamt fallen bei Starkregen maximal in 5 Minuten 4545 l an, d.h. 4,5 m3 und aus den oberen Geschossen treten noch einmal 4,29 m3 hinzu, zusammen also fast 9 m3. Diesen Wert muß man allerdings halbieren, wenn die Regenrückhaltung für das Gesamtsystem mit y = 0,5 tatsächlich ansetzen kann, mit Begrünung und Bekiesung, so daß die Ableitungssysteme wie der Spielbach und sein Überlauf 4,5 m3 in 5 Minuten leisten müssen, was in der angebotenen Größe kein Problem darstellt. Der große Wasserspeier als Überlauf ebenso wie die Auffangflächen im Erdgeschoßgarten müssen auf 14,1 l/sec angelegt sein. Eine Leistung, die z.B. 3 übliche Regenfallrohre D=100 leisten. D.h. der große Wasserspeier verfügt wie alle übrigen Wasserspeier über ausreichend Reserven. Die Situation im Erdgeschoß wird durch den Garten und seine Bäche in den großen Teich gelöst und gestaltet.

Der gesamte maximal auf das Terrassenhaus einwirkende Regen beträgt auf einer Fläche von 106 Dreiecken, d.h. 2332 m2 11,66 m3 Wasser in 5 Minuten maximal. Die ökologische Konzeption bedeutet, diese Menge durch Rückhaltung und Belüftung in den Gärten und bekiesten Flächen auf 5,8 m3 zu drosseln und dies bis auf den in der Architekturgestaltung sehr groß dimensionierten Überlauf des Spielbaches mit ganz kleinen verteilten Wasserspeiern zu bewältigen, die für sich genommen nicht größer als 0,8 l/sec Wasser abgeben. Sozusagen einem filigranen Netz von Wasserläufen über das gesamte Projekt verteilt, das sich im Spielbach und seinem Überlauf verbindet, dadurch kontrollierbar bleibt und den Regeln entspricht. Der große Terrassengarten selbst ist 41 Dreiecke groß, d.h. 902 m2 einschließlich Wegen und Spielbach und empfängt dementsprechend 4,5 m3 Wasser von denen er gepremst durch die Gartenanlage die Hälfte (y=0,5) an den Spielbach weitergibt, also 2,25 m3 Wasser. Die umgebenden Gebäudeteile geben darüber hinaus über Wasserspeier und Rigolen noch einmal das Regenwasser von 39 Dreiecksflächen also 858 m2 dazu, allerdings abgemindert durch Regenrückhaltung y=0,5 durch Bewuchs und Kies aus Dach- und Terrassenflächen noch einmal 2,1 m3 Wasser in 5 Minuten. Beide Ergebnisse zusammen bedeuten 4,35 m3 Wasser in 5 Minuten oder 8,7 m3 in 10 Minuten der Dauer eines statistischen Starkregenereignisses. Der ca. 100 m2 große Spielbach würde also um 8,7 cm ansteigen oder sofern er vor dem Starkregenereignis schon relativ voll war, würde der gebaute Überlauf dafür sorgen, daß überschüssiges Wasser dem großen Teich zugeführt wird. Auf diese Weise wird deutlich, wie sensibel die gesamte Dach- und Wasserverteilungsgliederung durchgearbeitet sein muß, um dem Gebäude und seiner Idee das richtige Bild der hängenden Gärten zu geben.

Um den Spielbach und die gesamte Wasserauffangsituation auf den Terrassen im 2. Obergschoß entsprechend Flachdachrichtlinien regelrecht herzustellen müssen die Flächen selbstverständlich gegen drückendes Wasser nach DIN 18195 Teil 6 im 2. Obergeschoß ausgestattet sein.

Auch nach der Flachdachrichtlinie sind übliche Gefälleanordnungen aber nicht zwingend erforderlich. Unter Abschnitt 2.1 (2) der Richtlinie heißt es: ? Dächer und/ oder Dachbereiche mit einem Gefälle unter 2% und begrünte Dächer mit Wasseranstau sind Sonderkonstruktionen. Sie erfordern deshalb besondere Maßnahmen, um eine höhere Beanspruchung in Verbindung mit stehendem Wasser auszugleichen“. Im gleichen Abschnitt wird unter (3) darauf hingewiesen, daß selbst bei Dächern mit einer Dachneigung von bis ca. 5% bedingt durch Durchbiegung und/ oder zulässigen Toleranzen in der Ebenheit der Unterlage etc. mit behindertem Wasserablauf und Pfützenbildung zu rechnen ist. Unter Abschnitt 4.7.3 (7) der Richtlinie heißt es u.a.: ? Bei Begrünung in Verbindung mit Anstaubewäserung kann es zweckmäßig sein, die Abdichtung ohne Gefälle auszubilden…… Bei einer geplanten Anstauhöhe über 100 mm ist eine Abdichtung gegen drückendes Wasser auszuführen und DIN 18195 zu beachten“.

 

4.7  Gefälle und barrierefreie  Zugänge

Terrassengärten sind wie Weingärten Anstausysteme, die über möglichst wenig Gefälle mit Rückhaltung das Wasser an die nächst tiefere Ebene abgeben. Deswegen erwähnt die Flachdachrichtlinie diese Konstruktion auch explizit, weil übliche Gefälleanordnungen die Terrassengartenfunktion stören und zu Austrocknung führen können. Auf dem großen Terrassengarten im 2. Obergeschoß sind fast die Hälfte der Fläche – siehe Plan – Anstauflächen, d.h. nicht, daß hier ein großer Teich geplant ist, aber unter der Vegetation kann sich ein Wasserreservoir ausbilden aus dem die Pflanzen ihre Feuchtigkeit auch in die trockneren Zonen hinein hochziehen können. Gegen Verschlammung wird die Feuchtezone durch Fließ geschützt wie geschehen solang bis sich natürliche Verhältnisse eingespielt haben – wasserführende Zonen unter Vegetationsflächen.

Die Eingangshöhen um den großen Garten im 2. Obergeschoß liegen baulich fest und die verlangte Nutzung muß barrierefrei sein, also stufenlos. Demzufolge sind alle Wege Ausgleichsflächen in der Höhe zwischen den Türhöhen mit nicht mehr 5% Gefälle und die jeweils anschließende Begrünungsfläche muß bündig zu den Wegen sein oder sogar höher, damit Rollstühle und Kinderwagen nicht in den Garten hinabfallen können. Insofern liegen alle Höhen fest unabhängig von gestalterischen Ausmuldungen zwischen den Wegeflächen. Die Höhenquoten sind im Gartenplan 2. Obergeschoß festgehalten.

Ein Problem stellen grundsätzlich barrierefreie Türdurchgänge an Balkonen und Terrassen dar. Hier muß der normale Holzrost sofern sein Verlauf nicht zufällig parallel zur Fassade läuft und ein wasserhindurchlaufen ausgeschlossen werden kann vor der Fassade aufhören und ein ca. 15 cm breiter Rost an der Tür angeordnet werden. Im übrigen Bereich zu den geschlossenen Fenstern genügt der übliche Traufstreifen aus loser Kiesschüttung 16/32. Ein unmittelbares Heranführen der Holzflächen an die vertikalen Fassaden, wie hier ausgeführt verletzt die Regeln.

Die Flachdachrichtlinien sind im Bereich barrierefreier Außenterrassen und Balkonen nicht streng einzuhalten, weil die Anforderung an die Nutzung und daraus abzuleitende Sicherheitsanforderung in diesem Falle Vorrang haben. ( behindertengerecht). In Bereichen deutlicher Überdeckung besteht die Problematik nicht, was hier in Teilen der Fall ist.

Das Prinzip der Anstaurinnen läßt auch zu, daß diese auf der Fassadenseite angeordnet sein können, sie müssen nur dicht sein entsprechend DIN 18195 Teil 6 und im Türbereich sicher übergehbar, wie dies mit den Holzrosten leicht möglich ist. Es kann sogar besonders erwünscht sein, daß unmittelbar vor der Glasfassade ein kleines Feuchtbiotop sich ausbildet und in seiner natürlichen Pracht und Gräservielfalt vom Innenraum her erlebbar ist. Dies ist sicher kein Regelverstoß und im Rahmen der Flachdachrichtlinie zulässig.
Selbst in der Garage wurde an einer Stelle aus rein technischen Gründen eine kleine Anstaurinne ausgebildet, gefällelos, die allerdings nur in Funktion tritt bei größeren Reinigungsarbeiten.

Hängende Gärten sind auch im Rahmen der Richtlinien durchführbar selbst im Bereich barrierefreier Anforderungen. Staut sich Wasser muß die Dichtung gegen drückendes Wasser nachgewiesen sein, der Wasserfluß muß von der Vegetation durch Fließ getrennt sein und Anstaurinnen müssen schließlich das Wasser ableiten und im Wasserspeier an die nächste Ebene weitergeben. Jeder Speier gibt die  Chance, daß Wasser sich mit Sauerstoff anreichern kann, dient also auch der Regeneration ebenso wie der Durchfluß durch Vegetation. Das ökologische Gleichgewicht wird durch Bewuchs und Regenrückhaltungn erreicht. Sollte das Wasser fehlen muß nachgeholfen werden. Auch dieses Wasser durchläuft dann die Systeme und wird integriert.

Abbildungen: Hinrich Baller, Doris Baller